Geschwinde,
Ihr wirbelnden Winde,
Auf einmal zusammen zur Höhle hinein!
Daß das Hin- und Widerschallen
Selbst dem Echo mag gefallen
Und den Lüften lieblich sein.
Und du bist doch so unverschämt und frei,
Mir in das Angesicht zu sagen,
Daß dein Gesang
Viel herrlicher als meiner sei?
Wie kannst du doch so lange fragen?
Der ganze Wald bewundert meinen Klang;
Das Nymphenchor,
Das mein von mir erfundnes Rohr
Von sieben wohlgesetzten Stufen
Zu tanzen öfters aufgerufen,
Wird dir von selbsten zugestehn:
Pan singt vor allen andern schön.
Vor Nymphen bist du recht;
Allein, die Götter zu vergnügen,
Ist deine Flöte viel zu schlecht.
Sobald mein Ton die Luft erfüllt,
So hüpfen die Berge, so tanzet das Wild,
So müssen sich die Zweige biegen,
Und unter denen Sternen
Geht ein entzücktes Springen für:
Die Vögel setzen sich zu mir
Und wollen von mir singen lernen.
Ei! hört mir doch den Pan,
Den großen Meistersänger, an!
Patron, das macht der Wind!
Daß man prahlt und hat kein Geld,
Daß man das für Wahrheit hält,
Was nur in die Augen fällt,
Daß die Toren weise sind,
Daß das Glücke selber blind,
Patron, das macht der Wind!
Was braucht ihr euch zu zanken?
Ihr weichet doch einander nicht.
Nach meinen wenigen Gedanken,
So wähle sich ein jeder einen Mann,
Der zwischen euch das Urteil spricht;
Laßt sehn, wer fällt euch ein?
Der Tmolus soll mein Richter sein,
Und Midas sei auf meiner Seite.
So tretet her, ihr lieben Leute,
Hört alles fleißig an
Und merket, wer das Beste kann!
Mit Verlangen
Drück ich deine zarten Wangen,
Holder, schöner Hyazinth.
Und dein' Augen küss ich gerne,
Weil sie meine Morgensterne
Und der Seele Sonne sind.
Pan, rücke deine Kehle nun
In wohlgestimmte Falten!
Ich will mein Bestes tun
Und mich noch herrlicher als Phoebus halten.
Zu Tanze, zu Sprunge, so wackelt das Herz.
Wenn der Ton zu mühsam klingt
Und der Mund gebunden singt,
So erweckt es keinen Scherz.
Nunmehro Richter her!
Das Urteil fällt mir gar nicht schwer;
Die Wahrheit wird es selber sagen,
Daß Phoebus hier den Preis davongetragen.
Pan singet vor dem Wald,
Die Nymphen kann er wohl ergötzen;
Jedoch, so schön als Phoebus' Klang erschallt,
Ist seine Flöte nicht zu schätzen.
Phoebus, deine Melodei
Hat die Anmut selbst geboren.
Aber wer die Kunst versteht,
Wie dein Ton verwundernd geht,
Wird dabei aus sich verloren.
Komm, Midas, sage du nun an,
Was ich getan!
Ach, Pan! wie hast du mich gestärkt,
Dein Lied hat mir so wohl geklungen,
Daß ich es mir auf einmal gleich gemerkt.
Nun geh ich hier im Grünen auf und nieder
Und lern es denen Bäumen wieder.
Der Phoebus macht es gar zu bunt,
Allein, dein allerliebster Mund
Sang leicht und ungezwungen.
Pan ist Meister, laßt ihn gehn!
Phoebus hat das Spiel verloren,
Denn nach meinen beiden Ohren
Singt er unvergleichlich schön.
Wie, Midas, bist du toll?
Wer hat dir den Verstand verrückt?
Das dacht ich wohl, daß du so ungeschickt!
Sprich, was ich mit dir machen soll?
Verkehr ich dich in Raben,
Soll ich dich schinden oder schaben?
Ach! plaget mich doch nicht so sehre,
Es fiel mir ja
Also in mein Gehöre.
Sieh da,
So sollst du Eselsohren haben!
Das ist der Lohn
Der tollen Ehrbegierigkeit.
Ei! warum hast du diesen Streit
Auf leichte Schultern übernommen?
Wie ist mir die Kommission
So schlecht bekommen!
Aufgeblasne Hitze,
Aber wenig Grütze
Kriegt die Schellenmütze
Endlich aufgesetzt.
Wer das Schien nicht versteht
Und doch an das Ruder geht,
Ertrinket mit Schaden und Schanden zuletzt.
Du guter Midas, geh nun hin
Und lege dich in deinem Walde nieder,
Doch tröste dich in deinem Sinn,
Du hast noch mehr dergleichen Brüder.
Der Unverstand und Unvernunft
Will jetzt der Weisheit Nachbar sein,
Man urteilt in den Tag hinein,
Und die so tun,
Gehören all in deine Zunft.
Ergreife, Phoebus, nun
Die Leier wieder,
Es ist nichts lieblicher
Als deine Lieder.
Labt das Herz, ihr holden Saiten,
Stimmet Kunst und Anmut an!
Laßt euch meistern, lasst euch höhnen,
Sind doch euren süßen Tönen
Selbst die Götter zugetan.